Montag, 30. November 2009

Auswertung der Aufsätze zu den im 19.Jahrhundert errichteten Bauten: die durch einen Film weltberühmt gewordene Treppe in Odessa

Im Jahre 1838 wurde die Nachricht in einer Fachzeitschrift verbreitet, in Odessa sei eine besonders schöne Treppe im Bau:

"Es wird nämlich zur Verbindung der Stadt mit dem Meeresgestade vom Meeresufer nach der obern Stadt eine kolossale Treppe von 200 Marmorstufen in zehn Absätzen und neun Ruheplätzen in der Art angelegt, daß der Bau einer gigantesken Pyramide gleicht, in welcher die Länge der Stufen verhältnißmäßig von unten nach oben abnimmt, so, daß die unterste Stufe 350, die oberste 175 Fuß lang sein wird. Jede Stufe ist 18 Zoll breit und im Grundrisse nach einem Segmente gekrümmt. Das ganze Werk wird von weißem Marmor ausgeführt, und durch dreißig riesenmäßige korinthische Säulen geziert." (1)

Es sei zudem ein Bauwerk,

"das hinsichtlich seiner Großartigkeit die Aufmerksamkeit der Architekten, Ingenieurs und Baufreunde mit besonderem Interesse anregt." (2)

Odessa wird als junge Hafenstadt bezeichnet, die auf einem Hügel erbaut worden sei, der etwa 100 Fuß über dem Meeresspiegel liege. Wie sie wirkt, ist hier zu sehen.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/87/Potemkinstairs.jpg

Zur Treppe wird gesagt:

"Die von der Innenstadt zum Hafen führende 142 m lange Treppe ist perspektivisch gebaut: Dadurch dass sie unten mit 21,7 Meter viel breiter ist als oben (13,4 Meter), sieht sie - von oben betrachtet - auf der gesamten Länge gleich breit aus. Von unten betrachtet wirkt sie durch die perspektivische Bauweise hingegen wesentlich länger." (3)

Eine solche Vorgehensweise beeindruckt. Denn das sagt uns, der Architekt hatte sich mit optischen Täuschungen beschäftigt. Es dürfte interessant sein, dazu Archivalien zu finden, die das genauer erklären, warum er so vorging.

"Die rund 30 Meter Höhenunterschied überwindende Treppenanlage mit zehn Absätzen wurde 1837 bis 1841 vom Architekten Francesco Boffo erbaut." (4)

Uns heutigen Zeitgenossen ist sie hauptsächlich durch den Film "Panzerkreuzer Potemkin" vertraut, den Sergei Eisenstein in den 1920er Jahren drehte. Im Film findet auf der Treppe ein Massaker an der Zivilbevölkerung statt. Diese Filmszenen sollten propagandistisch wirken und Stimmung gegen die ehemalige Zarenherrschaft machen. Die junge Sowjetunion feiert in dem Film ihre Helden in übersteigerter Form.

Karl-Ludwig Diehl

Anmerkungen:
(1)-(2) zitiert aus: o.A.: Odessa. Als Teil der Nachrichten. S.154 in: Allgemeine Bauzeitung. Wien, 1838.
(3)-(4) zitiert aus:
http://de.wikipedia.org/wiki/Potemkinsche_Treppe

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