Mittwoch, 2. Dezember 2009

Für die wohlhabende Mittelklasse geeignete Gewächshäuser im Deutschland der Biedermeierzeit


Als in der Biedermeierzeit über den Bau von Gartenanlagen und Gewächshäusern reflektiert wurde, meldete sich auch ein Freiherr von Walden zu Wort, der kritisch anmerkte,

"daß meistens der Architekt nicht eigentlich Gärtner sei, während im Gegentheile wieder der Gärtner selten die hinreichenden praktischen Kenntnisse in der Architektur habe, um die für seine Zwecke passenden Gebäude selbst zu entwerfen und unter seiner Leitung ausführen zu lassen." (1)

Man fragt sich unwillkürlich, auf welcher Grundlage dieser Freiherr von Walden seine Erörterungen über Parkanlagen und Gewächshäuser verfaßte, immerhin meinte er, sich genügend Wissen angeeignet zu haben, um über Gebäude für Parkanlagen urteilen zu können, die "ganz vorzüglich für Deutschland" und sein Klima geeignet seien. Die Rede ist dabei von Gewächshäusern. Er schreibt:

"Wir wollen versuchen, die früher angedeuteten Prinzipien, auf denen der Bau der Gewächshäuser beruht, näher zu erörtern, um nöthigen Falles dem Architekten einen Begriff von der Theorie der Pflanzenpflege, dem Gärtner aber, oder dem Liebhaber, der sein Gewächshaus selbst bauen will, die gehörigen Dimensionen zu geben." (2)

Freiherr von Walden scheint weder Gärtner noch Architekt gewesen zu sein, sondern sah vor sich ein gutes Thema, das er aufbereiten wollte. Es dürfte interessant sein, seine Biographie näher zu kennen, um das Ideengut besser zu verstehen, mit dem er sich bewegte. Vermutlich reiste er in England, um sein Wissen zu vertiefen, das er sich angelesen hatte. Da in deutschen Gebieten andere klimatische Verhältnisse herrschten, wollte er nicht einfach alles übertragen wissen, was anderswo funktionierte.

Als er seine Erfahrungen in einem Aufsatz zusammenfaßte, mußte er auch Grundlagen an den Leser vermitteln:

"Wie erwähnt, bedürfen die Pflanzen, je nach den Zonen, aus denen sie zu uns kommen, zu ihrem Gedeihen eines höheren oder niederen Grades von Wärme, und diese ist so beschaffen, daß sie minder durch eine stärkere oder geringere Heizung, als vielmehr durch die Konstrukzion des Aufbewahrungsortes an und für sich erst zweckmässig gemacht wird." (3)

Es ergibt sich aus dieser einfachen Logik, daß sehr unterschiedliche Gebäude für die Pflanzen gebaut werden müssen.

"Die Gebäude zerfallen in zwei Klassen, wovon die erste zur Aufstellung, die zweite zur Zucht der Pflanzen dient." (4)

Da es große und kleine Pflanzen gibt, muß bei Gebäuden für Pflanzen auf die Größe Rücksicht genommen werden.

"Bei Pflanzen der warmen Zone erfordern die kleineren Arten, wie z.B. das ausgedehnte Geschlecht der Orchideen, eine Wärme von 15 - 20°, und werden in ganz mit Glas eingedeckten Häusern, die, da sie wenig Luftraum enthalten, auch die nöthige Feuchtigkeit erzeugen, gezogen. - In England sind diese Häuser gewöhnlich ganz von Eisen, mit doppeltem Glase oben und an drei Seiten eingedeckt, und stehen gegen Norden an einer Mauer. /.../ da der hohe Wärmegrad, welcher in diesen Gebäuden herrschen muß, den Aufenthalt in denselben nicht eben angenehm macht, so haben sie gerade so viel inneren Raum, als man zur Aufstellung für die vorhandene Anzahl von Gewächsen bedarf." (5)

Erwähnt wird hier, man habe in England an den Gewächshäusern für Orchideen eine Doppelverglasung angebracht, um die Temperatur in diesen kleinen Gewächshäuser auf jeden Fall zwischen 15 - 20° halten zu können. Anders ist für hohe Palmen vorzugehen:

"Die Gewächshäuser für Pflanzen der größeren Art, wie z.B. für Palmen, müssen hohe, mit Glaskuppeln eingedeckte Räume enthalten, welchen dann durch Wasserdämpfe der gehörige Grad von Hitze verschafft wird. Auch hier ist ein längerer Aufenthalt für die Gesundheit nicht zuträglich; man verlegt deshalb die Palmenhäuser gewöhnlich in die Mitte eines großen Gartengebäudes und trennt sie durch Glaswände von den anstoßenden Räumen." (6)

Erwähnt sind "Wasserdämpfe", was deutlich auf den Betrieb einer Dampfheizung für solche Gebäude hinweist. In Röhren wird Wasserdampf transportiert, wodurch die Gewächshäuser beheizt werden. Ab und zu läßt man aus Rohren mit feinen Löchern Wasserdampf ab, was zu einem warmen Sprühregen führt, der von oben auf die Pflanzen niederfällt.

Freiherr von Walden weist darauf hin, daß Palmenhäuser sinnvoll in der Mitte einer Treibhausanlage stehen, da sie die höhere Temperatur brauchen. Daran anstoßend seien die Gewächshäuser anzulagern, die eine jeweils niedrigere Temperatur für die Pflanzen bekommen müssen. Diese durch Glaswände abgetrennten Gebäudeflügel nennt er "Konservatoirs".

"In Letztere stellt man jene Pflanzen, welche einen niederen Wärmegrad erheischen, wohin z.B. alle aus Neuholland, vom Cap, China und Ober-Indien zu uns verpflanzten gehören." (7)

Es wird bei solchen Angaben erkenntlich, woher solche Pflanzen bezogen wurden, was einen Fernhandeln exotischer Pflanzen voraussetzt. Dieser muß daran interessiert sein, daß der Treibhausbau sich immer weiter ausdehnt. Freiherr von Walden gibt in seinem Aufsatz Ratschläge für die wohlhabende Mittelklasse, was aussagen könnte, daß hier ein neuer Markt gesehen wurde, der sich ausbauen ließ.

In Gewächshäusern für Orchideen und ähnliche Pflanzen war eine Temperatur von 15 - 20° einzuhalten. Ähnlich hoch mag die Temperatur im Palmenhaus sein. Die Konservatoirs mußte andere Temperaturhöhen garantieren:

"Diese sogenannten Konservatoirs haben dann eine Wärme von 10 - 15°, die eigentlichen Orangerien dagegen nur 5 - 10°." (8)

Üblicherweise würde man diese drei Glashäuser, die solche Temperaturhöhen unterschiedlicher Art garantieren müssen, also 5 - 10°, 10 - 15° und 15 - 20°, in einem Gebäude vereinen, das meist so angeordnet und dimensioniert ist:

"Die Fronte eines solchen Gebäudes kann zwischen 60 - 100 Fuß lang sein, die mittlere Abtheilung, für Palmen bestimmt, ist bis 30 Fuß hoch, der rechte Seitenanbau enthält Cap- und Neuholländer-Pflanzen, der linke Anbau aber ist zur Orangerie bestimmt, und beide haben eine Höhe von 15 - 18 Fuß." (9)

Sieht man sich ein solches Gebäude auf der Zeichnung an, entdeckt man eine klassizistische Gewächshausarchitektur. Diese kann zu großer Pracht gesteigert werden, um für große Anläße einen schönen Ort zur Versammlung zu erhalten.

"Oft stehen diese Gebäude mit dem Wohnhause in Verbindung, und sind dann so geräumig eingerichtet, daß sie bei besonderen Feierlichkeiten zugleich mit als Gesellschaftsräume oder Spaziergänge benutzt werden können. Diese Gebäude sind eigentlich Luxusgebäude, und nur für die reiche Klasse anwendbar, indem sie noch andere, weit geräumigere erfordern, welche allein für die Zucht der Pflanzen bestimmt sind, und aus welchen dann die ersteren kompletirt werden, in denen eine eigentliche Pflanzenkultur nicht möglich ist." (10)

Da von Walden Hinweise an die gehobene Mittelschicht geben will, streift er dieses Thema nur, weil solche Gebäude ausschließlich für die sehr reichen Familien taugen.

War bisher von Pflanzenhausabteilungen die Rede, in denen Temperaturen von 5 - 10°, 10 - 15° und 15 - 20° herrschen müssen, so führt er nun die Treibkästen an, in denen eine noch höhere Temperatur aufrecht erhalten werden muß.

"Die eigentliche Pflanzenzucht erfordert andere Vorrichtungen, die indeß, je nach dem vorgesetzten Zwecke, ebenfalls Unterabtheilungen haben. - So gibt es Treibkästen, die mit ganz liegenden Fenstern versehen und so eng sind, daß man sich darin kaum bewegen kann; in diesen herrscht beständig ein feuchter Wärmegrad von 25 - 30° R. Sie dienen meistens zur Beschleunigung der Blüten, vorzüglich bei Zwiebelgewächsen, Rosen und allen derlei Pflanzen, deren Blütezeit antizipirt werden soll; eben so werden manche Obstsorten in denselben gezeitigt." (11)

Er rät der Mittelklasse ab, sich solche Pflanzenhäuser zu halten, denn:

"Auch diese Gattung von Treibhäusern ist mehr für die Bedürfnisse des Luxus bestimmt, und sie werden fürs Erste hier nur angeführt, ohne daß wir für jetzt näher in ihre sehr komplizirte Konstrukzion eingehen." (12)

Es scheint also von Walden darum zu gehen, zunächst all das anzuführen, was eigentlich nur den ganz Reichen möglich ist, um dann darauf zu kommen, was sich die gehobene Mittelklasse leisten kann. Auch dieses Gebäude hält er eher ungeeignet für Deutschland:

"Eine dritte Art Pflanzenhäuser, welche man in ganz England und Belgien häufig findet, ist ebenfalls ganz von Eisen und von allen Seiten mit Glas eingedeckt. Diese Gebäude dienen ausschließend für die Bewahrung aller minder empfindlichen Pflanzen, und beherbergen vorzüglich die zahlreiche Familie der Eriken, Kamellien, Azaleen, Rhododendrons u., und ihre nach Norden gekehrte Seite hat gewöhnlich abgeschlossene Kästen, welche für die Zucht der Stecklinge bestimmt sind." (13)

Es sei vor allen Dingen die komplizierte Bauweise solcher Pflanzenhäuser, welche sie für die Mittelschicht ungeeignet macht. Er fragte sich auch, ob die Winterkälte in deutschen Gebieten, die unter - 20° absinken kann, für diese Pflanzen in solchen Gewächshäusern schädlich sein wird. Offensichtlich bestanden bei ihm dazu keine konkreten Erfahrungswerte. Er mutmaßt, daß eine Beheizung in solchen Häusern zu sehr trockener Luft führen werde, was den eingestellten Pflanzen nur schaden könne, da der kalte Winter "oft Monate lang anhält". Daß sich Luft befeuchten läßt, erwähnt er nicht.

Schließlich rückt von Walden damit heraus, um was es ihm eigentlich geht. Er will "eine Art Normal-Kultivazionshaus" entwerfen, welches sich auf alle Verhältnisse und Bedürfnisse von deutschen Baulustigen anpassen läßt.

"Dabei haben wir noch stets den Zweck im Auge behalten, alle Kulturarten in einem und demselben Raume möglich zu machen, und dem Stecklinge oder dem Sämlinge sowohl, als der bereits ausgebildeten Pflanze ihre behaglichen Aufstellungsplätze zu schaffen, um dem Liebhaber, der nicht immer mehrere Gattungen von Glashäusern bauen kann, oder dem Handelsgärtner, der lieber das Ganze mit einem Blicke übersieht und nicht gerne Pflanzen aus einem Hause in das andere schleppt, Alles unter die Hand zu stellen." (14)

Was er will, sind also Treibhäuser zu ganz unterschiedlichen Kosten, zugeschnitten auf die Möglichkeiten seiner Auftraggeber. Da solche Gebäude ganz verschieden sein würden, stellt er ein Gebäude vor, das auf eine bestimmte Menge von Pflanzen abgestimmt ist. Platz soll sein für "eine Aufstellung von 900 - 1000 großen Töpfen und 700 - 800 kleineren". Zudem will er sichergestellt wissen, daß "gegen 200 solcher Töpfe im Winter unter den Stellagen Raum und Licht haben". Rücksicht sei auf die Größe der Pflanzen zu nehmen. Und er fügt an:

"Begreiflicher Weise ist bei einem so beschränkt vorausgesetzten Raumverhältnisse nicht an eine Schaustellung zu denken, da die Breite der nöthigen Wege nur zu 2 1/2 Fuß und die mittlere Höhe nur zu 8 Fuß angenommen ist." (15)

Er räumt ein, daß je nach Bedürfnis, bei Zugabe an Raum, leicht bessere Verhältnisse zu schaffen sind, die ein Umhergehen mehrerer Personen erlauben, aber damit steigen auch die Bau- und Unterhaltungskosten, wie sich leicht annehmen läßt. Interessanter sind Aussagen, die sich darauf beziehen, wie in der Biedermeierzeit auf das deutsche Klima Rücksicht genommen werden sollte.

"Das Gebäude ist außerdem für unseren deutschen Winter berechnet, daher die Mauerdicke auf 1 1/2 Fuß bestimmt, und sämmtliche Fenster mit Decken und Läden zum Eindecken angetragen. Eine doppelte Wärmeleitung, deren Rauchkanal durch die Mitte des Gebäudes geleitet ist, zieht sich inwendig um das Haus. Wo man des Lichtes bedarf, ist eine Glaseindeckung angebracht, die übrigen Theile aber, zur Ersparniß der Kosten, mit doppelter Holzverschalung versehen, welche man von außen durch einen guten Oelanstrich gegen die Witterung schützen kann, wenn man nicht einen Ueberzug von Zink- oder Eisenblech anwenden will." (16)

Es empfiehlt sich, seinen Entwurf für ein Gewächshaus genauer auszuwerten. Er gibt reichlich Hinweise, die uns die Einzelheiten verstehen lassen.

"Was die innere Eintheilung betrifft, so gibt es gewisse Gegenstände, deren Größe man nicht gerne überschreitet. Dahin gehören z.B. die Fenster; sind diese länger als 12 Fuß, so werden die Läden, die zum Eindecken verwendet werden und nothwendig eine gleiche Länge haben müssen, nur sehr schwer zu handhaben, weßwegen wir hier nur 11 Fuß als Länge für die Fenster angenommen haben, da man ja im Nothfalle diesen einen Fuß an der Höhe noch zugeben kann." (17)

Sein Entwurf geht also davon aus, daß die Fenster zu bestimmten Zeiten abzudecken sind. Eine solche Abdeckung muß handhabbar bleiben. Es bleibt unklar, ob nur das Gewicht eine Einschränkung bewirkt, oder die Ausdehnung der Abdeckung. Andererseits wird uns bewußt, daß es in deutschen Gebieten Abdeckungen gab, um Kälte im Winter besser außerhalb des Treibhauses halten zu können. Die Abdeckungen könnten so gehandhabt worden sein, daß bei Sonnenschein die Wärmeeinstrahlung ausgenutzt wurde, ansonsten den Winter über in den dunklen Stunden der Wintertage abgedeckt wurde.

"Sind ferner die Blumenstellagen sehr breit und hoch, so sind die darauf befindlichen Pflanzen aus freier Hand schwierig zu begießen, und man ist genöthigt, Stiegen oder Leitern anzuwenden, wozu es in einem so kleinen Hause, als das hier entworfene, an Raum gebricht." (18)

Zur Dimensionierung gibt von Walden genaue Angaben, was sich in seinem Aufsatz aus der Biedermeierzeit genau nachlesen läßt. Auf abgetreppten Stellagen, fünf Reihen vorne und vier hinten, bietet er Blumentöpfen eine Unterbringung, die ein Begießen der Pflanzen problemlos machen. Wie zu veglasen ist, beschreibt er so:

"Der Winkel, welchen die Fenster gegen den Horizont bilden, beträgt nur 30°, indem es für die Pflanzen um so vortheilhafter ist, je näher dieselben dem Glase stehen, wobei zugleich aller überflüssige Luftraum vermieden, und die Wärme, die immer nach oben steigt, mehr auf die Pflanzen konzentrirt wird." (19)

Es meint folglich, Sonne erreicht die Pflanzen so besser. Dabei nimmt er Nachteile in Kauf:

"Allerdings haben die flacher liegenden Fenster den Nachtheil, daß das Wasser an ihnen langsamer abfließt, und sie daher leichter das so schädliche Eintropfen veranlassen, und daß bei einem Hagelwetter die Scheiben, wenn sie nicht von Doppelglas sind, sehr gefährdet werden" (20)

Der Begriff "Doppelglas" begegnete mir schon anderswo. Man fragt sich, was er damit meint. In unserem heutigen Verständnis würden wir darunter ein Fenster aus zwei hintereinander liegenden Scheiben verstehen, zwischen denen sich ein Luftraum oder Vakkum befindet. Vermutlich ist hier bei von Walden jedoch gemeint, daß zwei Fenstergläser direkt aufeinander liegen und dadurch die Glasfläche größere Belastungen aushält. Man müßte das nachprüfen.

Wenig im Griff scheint man zu dieser Zeit die Dichtungen gehabt zu haben. Wurde der Neigungswinkel zu gering, drang leicht Wasser durch die Fugen der Glasscheiben. Man müßte die Probleme, die bei deutschen Gewächshäusern in der Biedermeierzeit bestanden haben, genauer durchdringen. Was das Eindringen von Wasser betrifft, fand von Walden einen Weg:

"indessen haben wir dem ersteren Nachtheile dadurch begegnet, daß die obere Glasdecke nicht aus besonderen Rahmen besteht, sondern alle Scheiben in den Stäben in Falzen, und einen Zoll über einander liegend, fest eingekittet sind, weßhalb dort kein Wasser durchdringen kann." (21)

Man hat also die Glasplatten wie Dachschiefer schuppenartig übereinander gelegt und seitlich mit Kitt abgedichtet. Der Nachteil bestand darin, daß keine Frischluft durchgedrungen ist. Lüftungen durch bewegliche Teile am Treibhaus kosteten finanziellen Mehraufwand. Glas war andererseits kostspielig, und es mußte vermieden werden, daß mit Glas bedeckte bewegliche Teile durch Windböen zu Bruch gingen. Es wurde also nach Auswegen gesucht.

"Dieser Luftzug kann nun durch das Oeffnen der beiden, an der Ost- und Westseite angebrachten Fenster bewirkt werden, und wenn dieses nicht hinlänglich sein sollte, so kann an der vorderen Seite die ganze Reihe einen Fuß hoher Oeffnungen, die von außen mit praktikablen Glasfenster in Rahmen versehen sind, zur Lüftung mit verwendet werden." (22)

Man kann sich das im Schnitt seines Entwurfes ansehen. Über einer brüstungshohen Außenwand befindet sich auf der Sonnenseite des Glashauses ein schmaler und vertikaler Fensterstreifen, über dem die schräge Glasfläche des Treibhauses auf einem horizontalen Balken aufliegt. Sein Schutz gegen Hagelschlag ist eine einfache Vorrichtung:

"Gegen den Hagelschlag geben die, auch zum Schattengeben angebrachten Decken, welche an Rollen schnell herabgelassen werden können, wohl das beste Mittel, sobald dieselben aus einem groben, mit Fett imprägnirten Wollenstoffe (auch Loden genannt) bestehen." (23)

Sein Treibhaus, das er vorstellt, hat gegen Süden also eine Rolle aus Lodenstoff, mit dem gegen zu starke Sonneneinstrahlung und bei Hagel das Glas abgedeckt wird. Aber es gibt auch nach Norden Glasflächen bei seinem Treibhaus. Diese werden der Lichtzufuhr dienen.

"Die rückwärtigen, gegen die Nordseite gekehrten Fenster fallen in einem Winkel von 50° ab, bedürfen gegen die Sonne keines Schutzes, das Wasser läuft schnell genug ab, und für den Hagel sind Strohdecken hinlänglich. Die Fensterfelder dieser Seite ruhen in Rahmen, und können, da sie nur 4 1/2 Fuß hoch und eben so breit sind, beliebig aus- und eingehoben werden." (24)

All diese Vorrichtungen muten noch äußerst schlicht an. Es entsteht der Eindruck, daß es zu dieser Zeit weitaus modernere Gewächshäuser gegeben haben wird. Möglicherweise ist der Hinweis des von Walden, es müsse ein dem deutschen Klima entsprechendes Gewächshaus gebaut werden, zugleich eine Ausrede, um leicht veraltete Bautechniken in Deutschland weiterführen zu können. Um zu wissen, wie es sich verhält, wäre der Treibhausbau dieser Zeit sehr genau zu studieren, um optimale Vergleichsmöglichkeiten zu haben. Besonders an den Schnitten des Treibhauses, das uns von Walden als Idee vorstellt, könnte sich zeigen, daß seine Ideen eigentlich schon überlebt sind. Der Eindruck verstärkt sich rasch, wenn man seine Beschreibung der Baukonstruktion durchliest. Es ist von Holzbalken die Rede, die als Stützenreihe in den Boden eingelassen werden sollen, von Holzrahmen, die zur Auflagen der Glasplatten dienen, von Verbretterung, zwischen die Moos zur Abdichtung eingedrückt werden soll, usw. Schließlich wird deutlich, daß seine Beschreibung dazu dienen soll, seine vereinfachte Bautechnik so darzulegen, daß sie auch von jemandem, der kein Architekt ist, nachgebaut werden kann. Zu seinen Bauzeichnungen sagt er:

"Die beiden Grundpläne /.../ dürften, vereint mit den Durchschnitten /.../, Alles hinlänglich versinnbildlichen, um jeden gewöhnlichen Maurer und Zimmermann zu dirigiren, weßhalb wir auch in der Beschreibung umständlicher gewesen sind, als dieß für einen Architekten nöthig gewesen wäre." (25)

Was das Heizen betrifft, legt er Wert auf eine Warmwasserheizung, die so ausgelegt ist, daß nach Anheizen und dem Erreichen der gewünschten Raumtemperatur kaum noch Feuerungsmaterial nachgelegt werden muß. Er beschreibt leicht nachvollziehbar den improvisierten Heizkessel und weist darauf hin, daß als Zirkulationswasser in den verlegten Heizrohren besser Regenwasser an Stelle von Brunnenwasser genommen werden sollte, da Brunnenwasser sehr rasch zur Verkalkung der Rohre führen werde.

Neben dem Bau einfacher Treibhäuser empfiehlt er Treibglocken aus Glas, die er bei "Herrn Lodiges" in England gesehen hatte. Diese kleinen Treibhausglocken werden als Handglocken über Stecklinge gestellt, was zu guten Ergebnissen geführt habe. In England könne man sie "in den Fabriken bei Herrn Jones in Birmigham" preisgünstig erwerben. Andererseits erwähnt er:

"Jeder Glaser kann sie indeß aus alten, abgestorbenen Glastrümmern zusammen setzen." (26)

Wir entdecken also das Bemühen des von Walden, den Leuten, die sich ein Treibhaus anschaffen wollen, einfache Hinweise zu geben, wie sie möglichst günstig zu einem Treibhaus kommen können. Er rät davon ab, sich auf den Bau von zu kostspieligen Anlagen einzulassen, die sich nur die reiche Oberschicht der Biedermeierzeit leisten kann, und schlägt vereinfachte Pflanzenhausbauten vor, die auch für die wohlhabendere Mittelschicht finanzierbar sind. Er verweist in seinem Aufsatz beständig daraufhin, wo und wie improvisiert werden kann, um Baukosten einzusparen. Es entsteht dadurch der Eindruck, daß er zugleich eine notwendige Modernisierung der Architektur der Treibhäuser in Deutschland behindert. Seine Ideen führen zum improvisierten Treibhaus, nicht zum modernen Treibhausbau, der auf dem modernsten Stand ist. Es handelt sich also mehr um eine Popularisierung der Idee, sich Treibhäuser anzuschaffen. Ein solcher Wunsch scheint in der Biedermeierzeit sehr groß gewesen zu sein.

Karl-Ludwig Diehl

Anmerkungen:
(1)-(9) zitiert aus: von Walden: Ueber dekorirte Landschafts-Gartenkunst, Anlagen sogenannter Natur- oder englischer Gärten und Gebäude, im großen, wie im kleinsten Maßstabe; ganz vorzüglich für Deutschland und die wohlhabendere Mittelklasse berechnet. Ueber die Konstrukzion und Einrichtung von Gewächshäusern. S.211-221 und Zeichnungen auf dem Blatt auf S.215 in: Allgemeine Bauzeitung. Wien, 1839. S.211
(10) zitiert aus: von Walden, wie vor, S.211
(11)-(15) zitiert aus: von Walden, wie vor, S.212
(16) zitiert aus: von Walden, wie vor, S.212f.
(17)-(24) zitiert aus: von Walden, wie vor, S.213
(25) zitert aus: von Walden, wie vor, S.217
(26) zitert aus: von Walden, wie vor, S.221

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