Der gußeiserne Dachstuhl über der Gasanstalt Perrache
bei Lyon: Wellblech als Dacheindeckung kommt in Mode
Der gußeiserne Dachstuhl über der Gasanstaltung Perrache besteht aus Fertigelementen aus Guß- und Schmiedeeisen. Je drei Gußelemente ergaben die Hälfte eines Dachbinders, für den also insgesamt sechs gußeiserne Elemente zusammen zu schrauben waren. Ein Hängestab und ein Spannzug aus zwei verflanschten Zugstäben ergaben das Dachsystem, zu dem noch Längsversteifungen am First, sowie Auflageplatten auf den Mauern und Verankerungen im Mauerwerk kamen.
bei Lyon: Wellblech als Dacheindeckung kommt in Mode
Der gußeiserne Dachstuhl über der Gasanstaltung Perrache besteht aus Fertigelementen aus Guß- und Schmiedeeisen. Je drei Gußelemente ergaben die Hälfte eines Dachbinders, für den also insgesamt sechs gußeiserne Elemente zusammen zu schrauben waren. Ein Hängestab und ein Spannzug aus zwei verflanschten Zugstäben ergaben das Dachsystem, zu dem noch Längsversteifungen am First, sowie Auflageplatten auf den Mauern und Verankerungen im Mauerwerk kamen.
Renaux hatte, in Nachahmung der in England aufgekommenen rinnenförmigen Dachdeckungen aus Eisenblech, diese Art der Dacheindeckung auch bei der Gasanstalt angewandt. (1) Dieses gewellte Blech zur Dachbedeckung wurde daraufhin in Frankreich üblich. Unterschiedliche Systeme der Dacheindeckungen aus Wellblech wurden dann ausprobiert. So erhielt auch der Güterschuppen der Westbahn in Batignolles Wellblech als Dach.
Bei Betrachtung der gezeichneten Ansicht der Gasanstalt in Perrache fällt die strenge Symmetrie des Gebäudes auf. Mittig liegt eine breite Bogenöffnung für ein Eingangsportal. Gewählt wurde ein Halbkreisbogen, der von einem Gesimsband aufsteigt, das auf der Höhe liegt, wo sich üblicherweise Kapitelle befinden. Dieses Gesimsband zieht sich links und rechts des Eingangs horizontal über die gesamte Längserstreckung des Gebäudes und dient zugleich als Fensterbank für die drei gereihten Halbkreisbögen auf jeder Seite des Portals, die den Innenräumen als Oberlicht dienen. Die Hauptfassade ist zugleich die Seite der Traufe, sodaß das Wellblechdach über dem Gebäude sehr gut zu sehen ist. Die Giebelwände, links und rechts an den Schmalseiten des Gebäudes, wurden etwas über die Höhe des Daches gezogen und treten als Mauerstreifen auch et-was vor die Hauptfassade, sodaß dies wie eine Rahmung der Wände und des Daches wirkt. Der Dachfirst ist durch ein Band aus gebogenem Blech betont. Es soll am Zusammenstoß der Wellblechbedeckung das Eindringen von Wasser verhindern. Mittig steht im First, in der Vorderansicht über dem mittig liegenden Portal, ein hoher Schornstein. Die Fassade wirkt glatt. Das Mauerwerk könnte verputzt worden sein. Bis zur Höhe der Fensterbänke geht es ohne Gliederung durch und erschient so als hoher Sockel. Durch das Gesimsband, das zugleich Fensterbank ist, tritt eine starke horizontale Gliederung der Fassade ein, die noch durch die Reihung der Halbkreisbögen hervorgehoben wird. Das Außenwandabschlußgesims unter dem Satteldach schafft eine weitere Horizontalbetonung der Fassade. Genau dieselbe Wirkung hat das Blechband auf dem First. Vertikalität vermitteln die herausgehobenen Seitenwände, die etwas über das Dach hervortreten, sowie das kräftig hervorgehobene Portal und das vertikale Element des Schornstein, sodaß eine Ausgewogenheit der Fassadengliederung entsteht. Die Halbkreisbögen sind durch eine gut sichtbare Keilsteinmauerung aus der glatten Fassadenfläche herausgehoben worden. Während die innere Bogenlinie einen durchgehenden Bogen ergab, hat der Architekt die Keilsteine am äußeren Rand abwechselnd länger und kürzer mauern lassen, was das Aussehen einer Verzahnung ergab. Die Einfachheit des Gebäudes und die strenge Fassadengliederung ergeben Anklänge an den Klassizismus, wie er in der Biedermeierzeit geliebt wurde. Die Bogenreihe wiederum verweist auf den Rundbogenstil und damit zugleich auf die im Rundbogenstil integrierten Gestaltungselemente aus der Zeit der Romanik. Einen Widerhall finden die Rundbögen in den kleinen Rundbogenlinien der Wellblecheindeckung. Es könnte sein, daß der Architekt gerade diesen Zusammenklang der Bogenformen erzielen wollte.
Karl-Ludwig Diehl
Der Autor ist über folgende Emailadresse erreichbar: baugeschichte (at) email.de
Anmerkungen:
(1) siehe dazu die Zeichnungen auf dem Blatt S.139 in: o.A.: Die Eisenkonstrukzionen und Metalldeckungen der Güterschuppen auf der Westbahn zu Batignolles, und
über eiserne Dachstühle und Metalldeckungen in Frankreich überhaupt. S.133-145 und Zeichnungen auf den Blättern S.107, S.108, S.139 und S.141 in: Allgemeine Bauzeitung. Wien, 1857.
Die Abbildungen wurden der Allgemeinen Bauzeitung, Wien (1857), entnommen.
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