Mittwoch, 15. Oktober 2008

Eisenroste für sehr tragfähige Geschoßdecken im Paris der Biedermeierzeit




Das Deutsche Gewölbemuseum recherchiert: eiserne gewölbte Tragroste als Grundelement sehr tragfähiger Geschoßdecken im Paris der Biedermeierzeit

Es gibt einen interessanten Exkurs zu Geschoßdecken aus der Biedermeierzeit, zu solchen, wie sie in Paris in den 1830er Jahren anzutreffen waren und gebaut wurden. Nach einer Darstellung, wie in Paris Balkendecken unterschiedlicher Qualität hergestellt werden, wird erklärt, daß man in der Nähe der Kamine Balkenlagen vermied, durch Einlage von Wechseln einen Zwischenraum in der sonst hölzernen Geschoßdecke schuf, der mit Hohlziegeln oder Keramiktöpfen ausgemauert wurde. Als Bindemittel nahm man dabei Gips. Dieses Verfahren, das dem Brandschutz diente, soll auf den Architekten Achille Leclerc zurückgehen.(1)

Neben Holzbalkendecken gab es solche, die ein Traggerüst aus Eisen erhielten, dessen eisernes Grundgerüst mit hohlen Ziegeln oder Keramiktöpfen ausgemauert wurde. Offensichtlich hatte man diese Deckensysteme in drei Formengruppen und außerdem in drei Tragfähigkeitsklassen eingeteilt. Es gab drei Formen der Decken:

1. "planchers droit", das sind ebene Decken, deren untere und obere Flächen horizontal und eben sind.
2. "planchers douellés", das sind Decken, deren obere Flächen eben sind, die unteren aber eine Wölbung haben, deren Wölbungslinie einen sehr flachen Bogen bildet.
3. "planchers cintrés", das sind Decken, deren obere Fläche eben, die untere Fläche größtenteils auch eben ist, aber am Rande eine Wölbung erhielt, sodaß ein Spiegelgewölbe in der Unteransicht sichtbar wurde.

Was nun die Tragfähigkeit von Geschoßdecken betraf, so hatte man sich auf diese drei Klassen festgelegt:
1. "planchers faible", also schwache Geschoßdecken.
2. "planchers ordinaire ou de force moyenne", also mittelstarke Geschoßdecken.
3. "planchers résistans", also äußerst starke Geschoßdecken.

Man hatte schließlich noch die außerordentlich starken Überdeckungen zur Verfügung, die "planchers de terrasse" oder Terrassendecken genannt wurden. Der Name sagt schon, daß sie eher außerhalb des Gebäudes zum Einsatz kamen. Sie wurden wegen ihrer ungewöhnlich hohen Belastbarkeit in Lagerhäusern verwendet. (2)
Es fällt bei Durcharbeitung des Berichtes über die Geschoßdecken im Paris der Biedermeierzeit auf, daß neben den Holzbalkendecken also "vielfältig ganze Decken von hohlen Ziegeln in Verbindung mit Eisen" (3) ausgeführt wurden. Leider wird nicht darauf hingewiesen, seit wann diese mit Eisen bewehrten Hohlziegeldecken gebaut wurden und wo diese Art zu bauen aufgekommen war. Hier bestehen also offene baugeschichtliche Fragen, auf die Antwort zu geben ist. Bei den Decken, die als "planchers faible" bezeichnet werden, konnte man also statt gering belastbarer Holzbalkendecken auch auf ein Bausystem zurückgreifen, bei dem ein Netz aus eisernen Stäben, das im Mauerwerk verankert war, mit hohlen Ziegeln oder Keramiktöpfen ausgemauert wurde. Zu den Eisenstäben und hohlen Ziegeln oder Keramiktöpfen ist ausformuliert:

"In Abständen von 3 zu 3 oder 4 zu 4 Schuhen werden sie mittelst eiserner Schließen in das Gemäuer befestigt und innerhalb ihrer Fläche mit dünnen eisernen Stäben, die sich rechtwinklig kreuzen, netzartig verbunden." (4)

Es wurde empfohlen, einer solchen schwachen Geschoßdecke eine leichte Wölbung zu geben:

"Auch ist es zweckmäßig, der ganzen Fläche eine leichte bogenförmige Krümmung zu geben, so daß die Wölbung, welche durch die Zusammenstellung der Ziegel gebildet wird, etwa 3 bis 4 1/2'' im Pfeile habe. Dieses einfache Mittel bringt den großen Vortheil, daß der äussere Druck nach den Hauptwänden geschoben wird, die durch ihre Kraft demselben leicht widerstehen." (5)

Wenn das eiserne Tragrost ausgelegt war, begann man die Keramiktöpfe oder leichten Hohlziegel von der Mitte der Flächen aus zwischen dem Eisengerüst zu verlegen und führte sie in der Diagonalen zunächst zu den Ecken der Geschoßdecke, bevor der Rest der Fläche ausgefüllt wurde. Wenn dann noch Restflächen blieben, füllte man diese mit Ziegelstücken oder Steinbrocken aus. Diese leichten Decken wurden damals bei einfachen Häusern wie bei öffentlichen Gebäuden und in Palästen verwendet. Sie wurden sehr häufig über Peristilen, über den Korridoren, gebaut, wo eine Materialübereinstimmung mit dem Backsteinmauerwerk durch Hohlziegel gewählt wurde. Erwähnt wird als Grund für die Verwendung dieser Deckenart der Brandschutz:
"Ein flüchtiger Rückblick auf das bisher über die Anwendung der hohlen Ziegel Gesagte, zeigt demnach, daß sie sowohl wegen der Gefahr eines Feuers, wegen ihrer Festigkeit, Dauerhaftigkeit und wegen ihrer Leichtigkeit den hölzernen Fußböden weit vorzuziehen sind." (6)

Solche leichten Decken waren auf eine Belastbarkeit von "80 Personen (jede zu 150 Pf. gerechnet) auf die Quadratklafter" ausgelegt. Da die Vorteile dieser Hohlziegeldecken auf der Hand lagen, hatte man dieses Bausystem für die "planchers ordinaire ou de force moyenne" ebenso weiterentwickelt wie für die "planchers résistans" und die "planchers terrasse", sodaß für alle Tragfähigkeitsklassen ausgemauerte Eisengerüstdecken zur Verfügung standen. Sie unterscheiden sich im Detail.

"Die Verfertigung ganz neuer Fußböden von mittlerer Stärke /.../ erheischt mehr Sorgfalt, als jene der ganz schwachen. Wie schon erwähnt, müssen Ziegel und Eisen dabei stärker genommen werden. Das Eisenwerk bei diesen mittelstarken Böden muß ebenfalls, wie bei den schwachen, eine Art Netz bilden; jedoch besteht dasselbe nun nicht mehr aus einfachen eisernen Schließen, sondern aus schwachen, in die Wände der zu bedeckenden Räume einzumauernden Rösten, die auf größeren Entfernungen von einander gesetzt sind, und zwischen denen Bänder in horizontaler Ebene vertikal und parallel liegen. In die dadurch entstehenden Vierecke werden dann, wie bei den schwachen Decken, die Töpfe versetzt und vergipset." (7)

Man konnte, durch Befestigung von Eisenbändern unter den Holzbalken, aus bestehenden Holzbalkengerüsten alter Geschoßdecken tragfähigere Geschoßdecken machen, indem man diese Balken dann mit flachen gewölbten Hohlziegellagen ausmauerte. Jedoch soll dieses Bauverfahren nicht zur Darstellung kommen, da hier nur die Deckenarten mit eisernen Gerüsten und Ausmauerungen mit Hohlziegeln oder Keramiktöpfen interessieren, also nicht der Umbau bestehender Holzbalkendecken.

Um die Tragfähigkeitsklassen der Decken mit eisernen Tragrösten besser zu verstehen, orientiert man sich am besten an den Zeichnungen, die es dazu gibt. Der Typus der "planchers faible" ist so zur Darstellung gebracht:




Man sieht sehr gut eines der eisernen Bogenelemente, die quer über den Raum gelegt wurden. Man verband diese Bogenelemente mit längs zu legenden eisernen Elementen, die zugleich einen regelmäßigen Abstand der Teile des Eisengerüstes erzwangen, sodaß dazwischen sehr geregelt die Ausmauerung mit Hohlziegeln oder Keramiktöpfen vorgenommen werden konnte.

Man konnte durch stärkere Eisen zwischen der Ausmauerung die Spannweiten solcher Decken leicht vergrößern. Um Decken des Typs "planchers ordinaire ou de force moyenne" zu bauen, waren Erweiterungen in der Ausführung des Eisengerüstes notwendig. Auch wurden höhere Hohlziegel oder größere Keramiktöpfe vermauert.

Da die Decken schwerer wurden und eine höhere Belastung aushalten sollten, waren im Mauerwerk unter den Auflagen der eisernen Bogenelemente in der Mitte des Mauerwerks langestreckte Auflagsplatten aus Eisen einzubauen, welche die Belastung über eine grössere Auflageflächen zu verteilen hatten.

Zu dem Typus "planchers resistans" wird ausgesagt:

"Die einfachsten dieser Fußböden bestehen aus folgenden Theilen:
a) aus den Hauptrösten von stärkerer, jedoch ähnlicher Konstrukzion, wie jene der mittelstarken Fußböden; man setzt diese Röste gewöhnlich in Abständen von 12 zu 12 Schuhen in paralleler Richtung auf die Mauern, und untertheilt jeden Abstand mit Dazwischenlegung eines kleinern Rostes;

b) aus den Hauptbändern (entretoises principales), die an einer Seite auf den Bogen der schwachen Röste, an der andern aber in die Rostschließe eingehängt werden, und dieselben unter einander verbinden;

c) aus den Querbändern (entretoises secondaires), welche die Hauptbänder über's Kreuz verbinden." (8)

Dazu gibt es eine aufschlußreiche Zeichnung, die uns diese Aufteilung in Hauptbänder und die untergeordeten Eisenbänder nahebringen kann.


Es wurden verschiedene Bogenelemente miteinander verknüpft, um einen zusammenhängenden Rost aus Eisenteilen zu ergeben. Bei den "planchers terrasse", die ungeheure Belastungen auszuhalten hatten, griff man zu weiteren Kniffen. So wurden die mit Bögen versehenen Haupteisentragwerke auch diagonal verlegt, um dazwischen kleinere Spannweiten für Eisenroste zu erhalten, sodaß ein zusammenhängender großer Eisenrost entstand, der ausgemauert werden konnte. Da diese Deckenart im Außenbereich von Gebäuden eingesetzt wurde, war außerdem noch dafür zu sorgen, daß sie durch Frost und Feuchtigkeitseinfluß keinen Schaden nehmen konnten. Als Beispiel sei der Eisenrost für einen Boden des "Palais der Deputirtenkammer" angeführt.


Man konnte mit einem solchen System also auch auf die unregelmäßige Form abgerundeter Räume, die zu überdecken waren, eingehen. Auf Höhe der Auflage der Eisenträger wurden sogenannte "Polstereisen" ausgelegt, welche den Druck auf das Mauerwerk zu verteilen hatten.

Es ist dringend notwendig, zu klären, wo die Ursprünge dieser Deckenarten aus vermauerten Eisentragwerken in Bogenform aufzufinden sind und wie sich diese Tragwerkssysteme weiterentwickelt haben. Da diese französischen Decken außerhalb Frankreichs publiziert wurden, dürfen wir Auswirkungen in andere Länder erwarten. Da nicht nur in Frankreich, sondern auch in anderen Gebieten eine solche oder ähnliche Tragwerksstruktur unabhängig voneinander entwickelt worden sein kann, ist zu klären, wo solche Vorgänge stattfanden, wenn es sie gab.

Die Bauwerke in Paris, bei denen solche eisernen Tragröste zur Ausmauerung mit hohlen Ziegeln oder Keramiktöpfen eingebaut wurden, sind genannt. Es sind zum großen Teil sehr renommierte Bauten. Man findet solche Decken im "Palais der Deputirtenkammer", dem "Salon des Königs", über einem "Konferenzsaal", "im oberen Stockwerk der Bibliothek der Deputirtenkammer zum Tragen eines großen Wasserbehälters", bei dem "Militär-Viktualien-Magazin (Manutention militaire) zu Paris am "Quai de Billy", über einem "Bäckereigebäude", in der "Gallerie des Königs in den Tuilerien" als Boden, usw. (9)

Diese Auswahl an Bauten, bei denen diese Deckensysteme angewandt wurden, zeigt uns die Bedeutung dieser Bauarten für Frankreich. Es würde mich sehr wundern, wenn diese Bautechnik außerhalb Frankreichs nicht aufzufinden wäre.


Karl-Ludwig Diehl


Der Autor ist über folgende Emailadresse erreichbar:
baugeschichte (at) email.de

Anmerkungen:
(1) siehe bei: o.A.: Eigenthümliche Konstrukzionen
an Gebäuden in Paris. S.311-313; S.321-322; S.334-336;
S.337-341; S.345-347; S.353-360; Abbild. CLXI, CXLXII,
CXLXIII in: Allgemeine Bauzeitung. Wien, 1837. S.322
(2) siehe bei: o.A., wie vor, S.334f.
(3) siehe Zitat im Zusammenhang bei: o.A., wie vor,
S.334
(4)-(5) zitiert aus: o.A., wie vor, S.334
(6) zitiert aus: o.A., wie vor, S.335
(7) zitiert aus: o.A., wie vor, S.335f.
(8) zitiert aus: o.A., wie vor, S.338
(9) siehe im Text bei: o.A., wie vor, S.339ff.


Montag, 13. Oktober 2008

Filigrane Eisenträger über Schaufenstern im Paris der Biedermeierzeit














Das Deutsche Gewölbemuseum recherchiert: eiserne Tragröste über den Schaufenstern der Geschäfte im Paris der Biedermeierzeit

In der Biedermeierzeit bestand der sehnlichste Wunsch, genaueren Aufschluß darüber zu gewinnen, wie in anderen Ländern gebaut wurde. Es wurde bemängelt:

"Alle Lehrbücher, die wir bisher über die Detailkonstrukzionen der Gebäude besitzen, beschreiben die Bauart irgend eines Landes oder einer Stadt; nirgends findet man aber eine Zusammenstellung der beachtenswerthen einzelnen Bestandtheile aller Länder, woraus die größere Zweckmäßigkeit der einen in Entgegenhaltung der andern Verbindungsweise, oder ihre gänzliche Verwerflichkeit, dargestellt wäre, obgleich nur solche Vergleiche ein gehöriges Studium der Baukunst begründen können, und vorzüglich der Architekt ohne diese Kenntnis nur lokalen Nutzen stiften, keineswegs aber mit Plänen konkurriren kann, die an fernen Orten, wo von der gebräuchlichen Baukonstrukzion nicht abzuweichen ist, gebraucht werden sollen."
(1)

Der Grund, warum die Redaktion der Allgemeinen Bauzeitung eine genauere Erörterung regionaler Besonderheiten des Bauens in anderen Ländern herbeiführen wollte, lag offensichtlich darin, daß Architekten bei Einsätzen im Ausland für ihre Ausarbeitungen ein besseres Grundlagenwissen benötigten. Andererseits ging es darum, der Fachzeitschrift mit fundierten Berichten über das Baugeschehen im Ausland einen neuen attraktiven Schwerpunkt zu geben, der neue Abonnenten im Deutschen Bund sicherte, aber zugleich sollte auch das Interesse in der Fachwelt anderssprachiger Länder wachgerufen werden, da über die Baukunst ihrer Länder veröffentlicht wurde und das wahrzunehmen war.

Paris hatte 1832 eine schwere Choleraepidemie erlebt und mußte schnellstens Maßnahmen treffen, damit in Zukunft eine solche Epidemie vermieden wird. Aber noch im Jahre 1838 galt Paris als eine "durch ihre ehemals sumpfige Lage und durch Anhäufung von Schmutz in den meisten Straßen" sehr ungesunde Stadt. Neben vielen öffentlichen Bauarbeiten, die zu einem weit verzweigten Netz von Abwasserkanälen und Wasserleitungen für öffentliche Brunnen führen sollten, hatte die Geschäftswelt der Stadt Paris damit begonnen, durch aufwendige Bauten das Aussehen der Straßenzüge ansehnlicher zu machen.

"Die Verschönerung der großen öffentlichen Marktplätze führte auf die Verzierung der einzelnen Kaufläden, welche durch alle Hauptstraßen von Paris sich aneinander reihen und bisweilen mit einer Pracht ausgestattet sind, die in den Pallästen der Großen nicht höher getrieben werden kann."
(2)

Um die Ansehnlichkeit der Kaufläden zu steigern, war man dazu übergegangen, "die ganze Wand" der Erdgeschosse "so viel als nur immer möglich im Lichten zu lassen, um die innere Pracht der Kaufläden, Kaffeehäuser u. nach außen sichtbar zu machen".
(3)

Es erweckt den Anschein, als habe man anfangs "hölzerne Röste", also Holztragwerke, über die großen Wandöffnungen für die Schaufenster gelegt. Daß man sie durch Eisenkonstruktionen ersetzte, könnte am Material Holz selbst gelegen haben:

"Die hölzernen Röste unterliegen gewissen Verhältnissen, die man nie außer Acht lassen darf; zu schwach biegen sie sich, zu stark werden sie durch ihr eigenes Gewicht nachtheilig, und nehmen einen zu großen Raum ein, so daß sie öfters einer angemessenen Dekorazion oder Anordnung im Wege stehen; sie sind übrigens auch der Zerstörung durch Fäulniß wie durch Feuer unterworfen."
(4)

Das Material Eisen biete da bessere Möglichkeiten:
"Durch zweckmäßige Verbindungen und gründliche Berechnung der Theile eiserner Tragröste kann man wirklich eine fast unberechenbare, ja man kann sagen, eine unendliche Summe von Widerstandskräften erhalten; und da sie alle oben erwähnten Nachtheile hölzerner Röste nicht haben, so entsprechen sie auch allen Anforderungen, wenn ihre größern Erzeugungskosten nicht in Anschlag gebracht werden."
(5)

Auf Korrosion durch Feuchtigkeitseinfluß und den Verlust der hohen Tragfähigkeit des Eisens bei Gebäudebränden wurde nicht hingewiesen. Vermutlich bestand noch kaum Erfahrung damit, daß diese Schädigungen Gebäude gefährden konnten, oder man überging das einfach, um den neuen Baustoff im Bauwesen ungestört aufkommen zu lassen, denn er bot in der Tat grosse Vorteile. Dafür werden Beispiele aus Paris genannt:

"Herr Roussel hat einen eisernen Tragrost ausgeführt,
welcher eine Mauer von 20 Metres Höhe trägt, deren
Gewicht auf 66,200 Kilog. (ca.1200 Ztr.) geschätzt
wird."
(6)
(siehe oben: Tragrost von Roussel: Blatt CLXI in der Allgemeinen Bauzeitung)

Ein Blick auf die Zeichnung macht sehr gut deutlich, wie dieses Tragwerk gehalten ist. Es wäre interessant zu wissen, ob es sich über dem Schaufenster des Kaufladens in Paris erhalten hat, und in welchem Zustand es sich heute befindet. Eine Beschreibung existiert. Der Exkurs ist etwas lang, da er aber sehr interessant ist, soll er vollständig zitiert werden. Man beachte die Einzelheiten:

"Dieser Rost ist 6 4/10 Metres lang, an zwei Orten durch je zwei Säulen von Gußeisen unterstützt, und an beiden Ende in Mauern verankert. /.../ Er besteht aus zwei starken, gekuppelten Rösten, wovon jeder eine Rostschließe, drei Rostbögen und eine Tangentenschließe hat. Die Rostschließen sind an ihren Extremen mit einfachen und an den beiden, auf den Pfeilern liegenden Theilen mit doppelten Ansätzen versehen, um den Druck der drei kleinen Rostbögen aufzunehmen. Gerade ober den Pfeilern binden zwei große Bänder den ganzen Rost, der überdieß in der Mitte von jeder der drei Abtheilungen durch starke Bänder zusammengehalten ist. Von Strecke zu Strecke liegen Zwischenbänder, und zwar die einen über die Rost- die anderen über die Tangentenschließen, um das Einbiegen zu verhindern; und drei übers Kreuz gelegte Spangen, die in der Richtung der Schließen angebracht sind, halten die Röste aus einander. Durch die Enden der Tangenten- und Rostschliessen sind senkrechte Bolzen gezogen, welche sie mit den Mauern verbinden. Die leeren Räume in diesem Tragroste sind mit Ziegeln und Gips ausgefüllt, gewöhnlich geschieht dieß aber mit dergleichen Rösten mit hohlen Ziegeln oder vielmehr Töpfen."
(7)

Zunächst ist zu bemerken, daß dieses eiserne Tragwerk als filigrane Konstruktion sowohl an den Enden in den Wänden und dazwischen auf gußeisernen Säulen aufliegt. Außerdem wurde es mit vermörteltem Mauerwerk ausgefüllt. Es ist anzunehmen, daß es auch ummantelt wurde, sodaß es später unsichtbar blieb, was dem Brandschutz sicherlich dienlich war. Diese Konstruktion erlaubte vergrößerte Schaufenster. Leider wird in dem Bericht der Wiener Fachzeitung das Gebäude selbst, in das dieser "eiserne Tragrost" eingebaut wurde, nicht zur Darstellung gebracht, sodaß wir keinen Eindruck von der gesamten Fassade und dem Bauwerk im Straßenbild haben. Auch wird der Ort nicht angegeben, wo dieses Tragwerk zum Einsatz kam. Man wird also nur darauf hoffen können, daß sich anderswo Veröffentlichungen finden. Desweiteren wäre zu überdenken, wo sich die Planungsunterlagen des erwähnten Planverfassers Roussel, der den eisernen Tragrost erfand, erhalten haben könnten. Da er für die Entwicklung des Tragwerkbaus aus Eisen von Bedeutung sein wird, könnte dafür gesorgt sein, daß sich die Archivalien dieses Planungsbüros erhalten haben. Dem wird nachzugehen sein.
Zwei andere Eisentragwerke sind in dem Aufsatz vom Jahre 1837 zusätzlich erwähnt. Zunächst sei der von Leturc angeführt, der eine Wandöffnung von 6 m überspannt:

"Ein anderer Tragrost /.../ wurde durch Herrn Leturc unter der Leitung des Architekten Herrn Callet ausgeführt, und besteht auch aus zwei gekuppelten Rösten, die sich aber dadurch von den vorher beschriebenen unterscheiden, daß jeder nur einen Rostbogen hat, welcher die ganze Länge der Maueröffnung einnimmt. Die Röste sind wie im erst beschriebenen Beispiele zusammengestellt, und durch Kreuze /.../ verbunden. Nur einer der Röste ist an seinen beiden Enden mit Löchern versehen, durch welche Bolzen gezogen werden. Die zwischen den zwei Rösten befindlichen Räume sind mit Töpfen von verschiedener Größe ausgemauert. Dieser Tragrost, mit keinem viel geringern Gewicht als der vorige, vom Herrn Roussel, belastet, ist von bedeutender Kühnheit, denn er ist über eine Oeffnung von 6 Metres gelegt, ohne dazwischen eine Stütze zu haben."
(8)
(siehe oben: Tragrost von Leturc: Blatt CLXI in der Allgemeinen Bauzeitung)

Während von Roussel ein eiserner Tragrost aus drei kleinen Bögen, die von den Auflagern an den Wänden zu zwei mittleren Gußeisenstützen geführt wurden, ausgelegt wurde, wählte Leturc einen eisernen Tragrost mit einem großen Bogen, der über die Spannweite von 6 m reicht. Da dieses Tragwerk als ein eiserner Tragrost "von bedeutender Kühnheit" bezeichnet wird, darf man annehmen, ähnliche Spannweiten waren bis dahin bei Schaufensteröffnungen vermieden worden. Auch dieses eiserne Tragwerk wurde ausgemauert und sicherlich ummantelt.

Das dritte Tragwerk, ein eiserner Tragrost von 5 m Spannweite für eine Wandöffnung im Erdgeschoß, wird deshalb in dem Aufsatz vom Jahre 1837 erwähnt, weil es sehr viel Mauerwerk über sich tragen muß:
"Fig.3 im Auf- und Grundriß stellt ein drittes Beispiel dar. Dieser Tragrost, von Herrn Casset nach Angabe des Herrn Bartaumieux verfertigt, hat sicher viel größeres Tragvermögen, als einer der vorher beschriebenen, ist aber mit einer Mauer von 104,430 Killog. belastet. Er mißt von Auf- zu Auflager 5 Metres, und ist auf gewöhnliche Art konstruirt, wie aus der Zeichnung erhellet."
(9)

(siehe oben: Tragrost von Casset: Blatt CLXI in der Allgemeinen Bauzeitung)

Man darf annehmen, daß auch dieser eiserne Rost von 5 m Spannweite über einer Mauerwerksöffnung im Erdgeschoß eines Kaufladens dazu diente, den Einbau großer Schaufenster zu ermöglichen. Auch dieses eiserne Tragwerk wird man ausgemauert und ummantelt haben. Es dürfte interessant sein, die Begründungen zu lesen, warum diese eisernen Tragwerke verkleidet wurden. Wollte man das Aussehen des Gebäudes durch einen Anblick eines eisernen Tragrostes nicht stören, oder war man sich der Notwendigkeit des Brandschutzes bewußt? Da dazu im Aufsatz von 1837 keine Aussagen gemacht werden, bleibt zunächst nur die Möglichkeit Fragen zu stellen. Eine Klärung der Fragen ergibt sich nur nach Auswertung der Archivalien und aus Vergleichsbeispielen derselben Zeit in Paris, wo man zu solchen Bauvorgängen einen Aufschluß gewann. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, daß vor allem aus ästhetischen Gründen das eiserne Tragwerk über einem Schaufenster bei einem Geschäftshaus verborgen wurde, denn über mangelnde Feuersicherheit bei Pariser Bauten wird in dem Aufsatz an anderer Stelle (10) sehr geklagt. Nun muß sich das ja nicht auf die wesentlich moderneren Bauten mit großen Schaufenstern beziehen müssen, wenn deren "eiserne Tragröste" feuersicher ummantelt waren. Leider sagt der ausgewertete Text nichts dazu aus.

Karl-Ludwig Diehl


Der Autor ist über folgende Emailadresse erreichbar:
baugeschichte (at) email.de

Anmerkungen:
(1) zitiert aus: o.A.: Eigenthümliche Konstrukzionen
an Gebäuden in Paris. S.311-313; S.321-322; S.334-336;
S.337-341; S.345-347; S.353-360; Abbild. CLXI, CXLXII,
CXLXIII in: Allgemeine Bauzeitung. Wien, 1837. S.311
(2) zitiert aus: o.A.: Ueber einige öffentliche Markthallen
und Boutiquen in Paris. S.25-27; Abbild.CLXXXIV in: All-
gemeine Bauzeitung. Wien, 1838. S.25
(3) siehe genauer in: o.A.: Eigenthümliche Konstrukzionen...,
wie vor, S.321
(4)-(7) zitiert aus: o.A.: Eigenthümliche Konstrukzionen...,
wie vor, S.321
(8) zitiert aus: o.A.: Eigenthümliche Konstrukzionen...,
wie vor, S.321f.
(9) zitiert aus: o.A.: Eigenthümliche Konstrukzionen...,
wie vor, S.322
(10) siehe: o.A.: Eigenthümliche Konstrukzionen...,
wie vor, S.311

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Der gußeiserne Dachstuhl über der Gasanstalt Perrache bei Lyon: Wellblech als Dacheindeckung kommt in Mode


Der gußeiserne Dachstuhl über der Gasanstalt Perrache
bei Lyon: Wellblech als Dacheindeckung kommt in Mode

Der gußeiserne Dachstuhl über der Gasanstaltung Perrache besteht aus Fertigelementen aus Guß- und Schmiedeeisen. Je drei Gußelemente ergaben die Hälfte eines Dachbinders, für den also insgesamt sechs gußeiserne Elemente zusammen zu schrauben waren. Ein Hängestab und ein Spannzug aus zwei verflanschten Zugstäben ergaben das Dachsystem, zu dem noch Längsversteifungen am First, sowie Auflageplatten auf den Mauern und Verankerungen im Mauerwerk kamen.

Renaux hatte, in Nachahmung der in England aufgekommenen rinnenförmigen Dachdeckungen aus Eisenblech, diese Art der Dacheindeckung auch bei der Gasanstalt angewandt. (1) Dieses gewellte Blech zur Dachbedeckung wurde daraufhin in Frankreich üblich. Unterschiedliche Systeme der Dacheindeckungen aus Wellblech wurden dann ausprobiert. So erhielt auch der Güterschuppen der Westbahn in Batignolles Wellblech als Dach.

Bei Betrachtung der gezeichneten Ansicht der Gasanstalt in Perrache fällt die strenge Symmetrie des Gebäudes auf. Mittig liegt eine breite Bogenöffnung für ein Eingangsportal. Gewählt wurde ein Halbkreisbogen, der von einem Gesimsband aufsteigt, das auf der Höhe liegt, wo sich üblicherweise Kapitelle befinden. Dieses Gesimsband zieht sich links und rechts des Eingangs horizontal über die gesamte Längserstreckung des Gebäudes und dient zugleich als Fensterbank für die drei gereihten Halbkreisbögen auf jeder Seite des Portals, die den Innenräumen als Oberlicht dienen. Die Hauptfassade ist zugleich die Seite der Traufe, sodaß das Wellblechdach über dem Gebäude sehr gut zu sehen ist. Die Giebelwände, links und rechts an den Schmalseiten des Gebäudes, wurden etwas über die Höhe des Daches gezogen und treten als Mauerstreifen auch et-was vor die Hauptfassade, sodaß dies wie eine Rahmung der Wände und des Daches wirkt. Der Dachfirst ist durch ein Band aus gebogenem Blech betont. Es soll am Zusammenstoß der Wellblechbedeckung das Eindringen von Wasser verhindern. Mittig steht im First, in der Vorderansicht über dem mittig liegenden Portal, ein hoher Schornstein. Die Fassade wirkt glatt. Das Mauerwerk könnte verputzt worden sein. Bis zur Höhe der Fensterbänke geht es ohne Gliederung durch und erschient so als hoher Sockel. Durch das Gesimsband, das zugleich Fensterbank ist, tritt eine starke horizontale Gliederung der Fassade ein, die noch durch die Reihung der Halbkreisbögen hervorgehoben wird. Das Außenwandabschlußgesims unter dem Satteldach schafft eine weitere Horizontalbetonung der Fassade. Genau dieselbe Wirkung hat das Blechband auf dem First. Vertikalität vermitteln die herausgehobenen Seitenwände, die etwas über das Dach hervortreten, sowie das kräftig hervorgehobene Portal und das vertikale Element des Schornstein, sodaß eine Ausgewogenheit der Fassadengliederung entsteht. Die Halbkreisbögen sind durch eine gut sichtbare Keilsteinmauerung aus der glatten Fassadenfläche herausgehoben worden. Während die innere Bogenlinie einen durchgehenden Bogen ergab, hat der Architekt die Keilsteine am äußeren Rand abwechselnd länger und kürzer mauern lassen, was das Aussehen einer Verzahnung ergab. Die Einfachheit des Gebäudes und die strenge Fassadengliederung ergeben Anklänge an den Klassizismus, wie er in der Biedermeierzeit geliebt wurde. Die Bogenreihe wiederum verweist auf den Rundbogenstil und damit zugleich auf die im Rundbogenstil integrierten Gestaltungselemente aus der Zeit der Romanik. Einen Widerhall finden die Rundbögen in den kleinen Rundbogenlinien der Wellblecheindeckung. Es könnte sein, daß der Architekt gerade diesen Zusammenklang der Bogenformen erzielen wollte.

Karl-Ludwig Diehl
Der Autor ist über folgende Emailadresse erreichbar: baugeschichte (at) email.de

Anmerkungen:
(1) siehe dazu die Zeichnungen auf dem Blatt S.139 in: o.A.: Die Eisenkonstrukzionen und Metalldeckungen der Güterschuppen auf der Westbahn zu Batignolles, und
über eiserne Dachstühle und Metalldeckungen in Frankreich überhaupt. S.133-145 und Zeichnungen auf den Blättern S.107, S.108, S.139 und S.141 in: Allgemeine Bauzeitung. Wien, 1857.
Die Abbildungen wurden der Allgemeinen Bauzeitung, Wien (1857), entnommen.

Sonntag, 5. Oktober 2008

Die eiserne Kuppel der Mehlhalle von Paris
















Das Deutsche Gewölbemuseum recherchiert: die eiserne Kuppel der Mehlhalle von Paris

Die Mehlhalle von Paris wurde aus zwei Gründen weithin bewundert. Über dem kreisrunden Bauwerk, das im Jahre 1767 von Le Camus de Mézières begonnen wurde, hatte
Philibert Delorme im Jahre 1783 seine erste Holzbohlenkonstruktion errichtet, um den kreisrunden Innenhof zu überdecken. Diese berühmte Holzkuppel brannte leider im Jahre 1802 ab, und man sah sich erst im Jahre 1811 in der Lage, sie durch eine eiserne Kuppel zu ersetzen. Man übertrug diese Aufgabe dem Architekten Bellangé, der sie mit dem Ingenieurbüro Brunet und dem erfahrenen Unternehmer Roussel realisierte. Auch diese Kuppel, diesmal

aus Guß- und Schmiedeeisen gebaut, wurde weithin gerühmt, denn sie galt als ebenbürdiges Meisterwerk des
Ingenieurbaus. Es war eine Spannweite von "38 Met. 86
Centimet. innern Durchmesser" mit dieser Kuppel zu überbrücken gewesen. Die Kuppel ist außerdem sehr hoch:

"der höchste Punkt der Laterne im Innern steht 45 Met. vom Fußboden ab, und die ganze Kuppel ist aus 51 halben Stuhlbögen zusammengesetzt, die am Fuße 2 Met. von Mitte zu Mitte von einander abstehen, und oben strahlenförmig an einem Reif sich zusammenwölben, der 4 Met. unter dem Scheitel der Laterne liegt." (1)

Als Stuhlbögen werden die aus gußeisernen Fertigteilen zusammengeschraubten Kuppelbauteile bezeichnet, die vom Mauerwerksring bis zum Eisenring ganz oben aufsteigen. Über der ringförmigen Öffnung der Kuppel ist die eiserne Laterne aufgesetzt worden. Man hatte alle Stuhlbögen mit horizontalen Eisenringen verbunden, die in regelmäßigen Abständen übereinander liegen und gut mit den Stühlbögen verschraubt sind. Von diesen gibt es 14 an der Zahl. Jeweils wurde innen und aussen ein Ring verschraubt.

"Durch diese Zusammensetzung bildet sich eine Reihe von aufwärts sich verjüngenden Rahmen oder Kassetten, die eine vortreffliche Wirkung machen. Im Ganzen entfallen deren 765." (2)

Die halben Stuhlbögen sind über eiserne Schließen im Mauerwerksring verankert und stehen auf Lagerschuhen auf. Zur Erläuterung lassen sich Detailzeichnungen durchsehen. Die Einzelheiten wurden genau beschrieben.

http://www.fotos.web.de/spaceoffice/Paris_Mehlhalle
(Grundriß, Kuppelschnitt und -ansicht, Laterne, Details)

"Auf dem steinernen Sockel über dem Hauptgesimse ist eine Mauerschließe A (Fig. 4 und 5) eingelassen, die aus so vielen Theilen, als Stuhlbögen sind, besteht, welche Theile unter sich nach der in denselben Figuren ersichtlichen Weise verbunden werden, woraus ebenfalls die Befestigungsart der Schließe mit dem Sockel sich ergibt. An den Stellen, wo die Stuhlbögen aufstehen, wurde ein Kreuz als Lagerschuh für die Bögen angeordnet (Siehe Fig. 4), das mit der untersten Rippe jedes Bogens und dem Sockel, wie aus der Zeichnung erhellet, vereinigt ist. Zwischen den Bögen ist die Schließe G mit Klammern (wie in Fig. 6 bei F) an den Sockel gebunden; und damit die Ausdehnung des Schließeisens nicht gestört werde, ist bei F ein Schlitz angebracht, worin der Dorn, welcher durch die Klammer und Schließe geht und in den Sockel
versenkt ist, sich bewegen kann." (3)

Man kann sich die Eisenteile, die fast alle aus Gußeisen paßgenau hergestellt sind, auf den Detailzeichnungen sehr genau ansehen, um dem Erfindungsreichtum der Erbauer nachzuspüren. Genauso viel Sorgfalt wurde auf die Durcharbeitung der Details der Eisenelemente verwandt, welche die Laterne ergaben. Man hat dort oben außerdem eine Gallerie aufgebaut:

"Eine Galerie, welche um die Laterne läuft und mit einem Geländer versehen ist, erleichtert die Reparaturen an der Laterne und dekorirt zugleich die Kuppel. Eine gebogene Leiter führt auf der Kuppel zu dieser Galerie." (4)

Um den Kuppelsaal herum verlief ein Gebäudering, der auf Geschoßen übereinander Lagerraum enthielt. Diese Räume waren eindrucksvoll überwölbt worden, bestanden aber schon, bevor die eiserne Kuppel die durch Feuer zerstörte Kuppel ersetzen mußte.

Im Jahre 1854 war auch diese erneuerte Mehlhalle von einem Brand betroffen. Nach einer Übergangszeit entschloß man sich, diese Einrichtung zu schliessen. Die Handelskammer in Paris erwarb das Gebäude und ließ es zur Bourse de Commerce umbauen. Bei dieser Gelegenheit wurde die innere Kuppel im unteren Teil mit Backsteinen vermauert, um auf der gewölbten Wandfläche ein eindrucksvolles Kunstwerk aufmalen zu können. Der Architekt Blondel war mit dem Umbau der Mehlhalle in eine Handelsbörse beauftragt worden. Das Gebäude befand sich lange Zeit am Ende einer städtebaulichen Achse, die sich nach dem Bau der zentralen Markthallen von Paris ergeben hatte. Die ersten Entwürfe dieser Markthallen gehen auf das Jahr 1811 zurück. Aber erst im Jahre 1851 wurde der Grundstein zu diesem Gebäudeareal gelegt. Die Halle aux Blé, umgebaut in die Bourse de Commerce, bildete mit ihrer Kuppel einen Akzent am Ende der Hallengebäude des zentralen Marktes von Paris. Diese Markthallen wurden jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg niedergerissen.

Karl-Ludwig Diehl


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Anmerkungen:
(1)-(2) zitiert aus: o.A.: Die Mehlhalle in Paris. S.41-42 und Zeichnungen auf Blatt CLXXXVIII in: Allgemeine Bauzeitung. Wien, 1838. S.41
(3) zitiert aus: o.A., wie vor, S.41f.
(4) zitiert aus: o.A., wie vor, S.42
siehe auch:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/74/Halles_de_Paris%2C_1863.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/49/Halles1.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0d/Halleauble1885.jpg
aus:
http://fr.wikipedia.org/wiki/Bourse_de_commerce_de_Paris
Anbei ein Hinweis zu der Holzbaukonstruktion des Philibert Delorme, der die erste Halle au Blé mit einer Kuppel ausgestattet hat:
http://we239.lerelaisinternet.com/f/vallee_du_lot/charpentes/origines.htm
Aus Bohlenstücken wurden Holzbögen für ein Holzgewölbe zusammengesetzt.